Mein ABC der Genesungsbegleitung – O, wie offene Gedanken oder was für Gedanken haben depressiv Betroffene?

Warum haben manche Menschen mehr negative Gedanken als andere?

Menschen mit Depressionen neigen meistens eher zu negativen Gedanken. Ihre Gedanken kreisen häufig rund um die Themen Schuld, Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit. Im Rahmen einer Depression erlebt der Betroffene dann kognitive Verzerrungen – er sieht alles wie durch eine dunkle Brille. Wie soll ich das schaffen? Das kann ich nicht! Jeder kennt negative Gedanken, doch bei den meisten Menschen gehen diese wieder vorbei. Einige Menschen quälen sich aber tagtäglich mit kreisenden, negativen Gedanken oder sogar Ängsten.                      

Wie kann ich Grübeln stoppen?                                                                                                

Grübeln ist in der Regel ein sinnloses Kreisen um die immer gleichen negativen Themen, ohne dass es eine Lösung gäbe. Am Ende existiert nicht nur das Problem weiter, wir fühlen uns auch hoffnungslos und ängstlich.

Folgende Strategien sind beim Grübeln hilfreich:

  • für Ablenkung sorgen, zum Beispiel mit einer Verabredung oder einem guten Buch
  • Stoppsignale nutzen (laut „stopp“ sagen)
  • Gedanken aufschreiben, um sie zu bannen
  • bei Schlaflosigkeit aufstehen, denn das Bett ist häufig eine Grübelfalle

Auch die Strategie, sich pro Tag bewusst zehn Minuten „Grübelzeit“ fest einzuplanen, kann Betroffenen helfen. Jetzt werden viele Betroffene wohl sagen, dass ihm/ihr schon genug Gedanken durch den Kopf gehen, da muss ich nicht noch eine feste Grübelzeit haben. Da ist irgendwie etwas dran, aber das zeitliche Festlegen kann dabei helfen sich auf diesen Zeitpunkt zu konzentrieren. Das schafft gedankliche Freiräume. Wichtig ist es natürlich diese Grübelfalle nicht zur üblichen Selbstzerfleischung zu nutzen. Dann würde es den Gedankenkreisel wohl verschlimmern. Vielleicht ist es an der Stelle wichtig, sich für diese Grübelzeit einen Gesprächspartner zu suchen, der Sie auffängt. In unserer Arbeitsgruppe wenden wir das ganz bewusst in den Einzelgesprächen an. Selbst in den Selbsthilfegruppen ist uns diese Art der Kommunikation sehr wichtig. So wird es gleich zu einem Erfahrungsaustausch kommen und mögliche Hilfestellungen werden gemeinsam herausgearbeitet. Das steigert natürlich auch das Selbstwertgefühl. Du bist Teil einer Lösung.

Wie schaffe ich es, positiv zu denken?                                                                                              

In einem ersten Schritt können wir hinterfragen, ob die negativen Gedanken wirklich zutreffen und ob eine außenstehende, neutrale Person den negativen Gedanken zustimmen würde. Die bewusste Umformulierung in positive Gedanken ist eine besonders gute Übung.

Dabei gehen wir folgendermaßen vor:

  1. Negative Gedanken aufschreiben.
  2. Negative Gedanken in positive Gedanken umformulieren: Aus „Ich tauge in meiner Familie nichts“ machen wir „Ich bin eine gute Mutter/ ein guter Vater und meine Familie braucht mich!“.
  3. Neu gewonnene positive Gedanken verinnerlichen, zum Beispiel, indem wir sie immer wieder wiederholen. Dabei in den Spiegel und sich in die Augen zu schauen, baut auch das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein wieder auf.
  4. Fragen Sie sich, ob „die Anderen“ wirklich recht haben, ob diese negativen Inhalte ihrer Gedanken wirklich zutreffend sind.

Zum Schluss dieses Beitrages möchte ich kurz auf sogenannte Gedankenmuster eingehen. Seit der Kindheit lernen wir auf bestimmte Sachen zu reagieren. Wir mögen lieber Vollkornbrot statt Weißbrot. Dann gehen wir nicht ins Geschäft und kaufen ein Weißbrot. In unser Gedankenmuster steht genau das drin: Ich lieb Vollkornbrot! Was denken sie ist einer der ersten Glaubensätze eines Menschen? Überlegen Sie noch ein bisschen. Die meisten Menschen werden nicht darauf kommen! Sie liegen wahrscheinlich zeitlich weit daneben. An etwas glauben bedeutet danach zu leben. Dazu muss man erst einmal feststellen, was Glaubenssätze sind: Glaubenssätze sind bestimmte Annahmen über die Welt, an die man eher unbewusst als bewusst glaubt, wobei man innerlich davon überzeugt ist, dass diese Annahmen wahr sind. Sie betreffen etwa das Selbstwertgefühl, die sozialen Beziehungen oder den beruflichen Erfolg von Menschen. – so die Erklärung in der Psychologie. Entscheidend ist ein Fakt, der unbewusst stattfindet. Wenn wir uns Glaubenssätze aus der Kindheit (in der Kindheit entstehen die meisten Glaubensätze) einprägen, stellen wir sie oft nicht in Frage. Erst sind es Oma, Opa, Mama und Papa oder auch die älteren Geschwister, die uns etwas „beibringen“ das für uns selbstverständlich ist. Oftmals stellen wir die Richtigkeit nicht in Frage. Später fragen wir uns oft, warum wir danach leben konnten. Da ist es aber oft schon zu spät. Diese Glaubensätze haben uns in ein Muster geprägt. Nicht selten beginnen hier Glaubenskrisen, die in einer Depression enden. Wir stellen unser bisheriges Leben in Frage. Das können wir nur ändern, indem wir genau diese negativen Glaubensätze durch positive Muster ersetzen.  Selbstverständlich kann das oft auch von schweren Enttäuschungen und Selbstzweifeln begleitet sein.

Es ist jedoch möglich da einen Ausweg zu finden. Es ist jedoch oft auch erforderlich sich dazu Hilfe zu holen. Es gibt in Deutschland, der Schweiz und auch Österreich viele Genesungsbegleiter. Sie sind die Experten aus Erfahrung. Es lohnt sich diese Genesungsbegleiter zu suchen, denn es sind krisenerfahrene Menschen, die einen Ausweg aus ihrer ganz persönlichen Krise gefunden haben.

Hier in Gotha finden Sie diese Genesungsbegleiter in unserer Arbeitsgruppe.

PS.: Ach ja, der erste Glaubenssatz eines Menschen:
Wir können laufen. Wir sehen es als kleines Kind bei den Eltern, Großeltern und Geschwister. Sowie die Kraft ausreicht, versuchen wir es auch. Solange, bis wir es können. Wir glauben daran. Auch wenn wir immer wieder hinfallen. Wir haben einfach keine negativen Glubenssätze, die uns daran hindern.