Mein ABC der Genesungsbegleitung – P, wie Phobophobie – Teil 1

Ich möchte mich in diesem Beitrag einem der größten, sowie schwersten, ja härtesten Thema widmen, welches wir Betroffenen wahrscheinlich Alle als sehr furchtbar empfinden.

Die Angst! Angst ist aus psychologischer Sicht ein Grundgefühl, das sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert. Auslöser können dabei erwartete oder unerwartete Bedrohungen, etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein. Krankhaft übersteigerte oder nicht rational begründbare Angst wird als Angststörung bezeichnet. Angst ist der Oberbegriff für eine Vielzahl von Gefühlsregungen, deren Gemeinsamkeit auf einer Verunsicherung des Gefühlslebens beruht. Grundängste sind z.B. die „Angst vor Veränderungen“, „Angst vor der Endgültigkeit“, die „Angst vor Nähe“, „Angst vor der Selbstwerdung“. Sicherlich gibt es verschiedene Stufen der Angst, wie zum Beispiel von einfachen „Unsicherheiten (Beklommenheit, Scheu oder Zaghaftigkeit)“, über die „Zwänge (Esszwang, Kontrollzwang, Reinigungszwang etc.), die „Furchtformen“ (Verletzungsfurcht, Versagensfurcht, Berührungsfurcht etc.), die „Phobien“ (Akrophobie, Agoraphobie, Klaustrophobie…), die „Paniken“ (Angstanfall, Schockstarre, Katastrophenlähmung etc.) bis zu den „Psychosen“ (Neurotische Ängste, Verfolgungswahn, Lebensangst …). Das Spektrum der Angst reicht sehr weit und kann auch über normale Prüfungsangst bis zu selbstzerstörenden Ängsten. In jedem Fall ist die Angst ein Steuerungsinstrument gefahrenträchtigen Verhaltens und Warnimpulsgeber und stellt die beherrschten nicht krankhaften Angstformen als eine unverzichtbare Grundausstattung im Rahmen des funktionierenden Selbsterhaltungstriebs dar.

Eine besondere Form ist die Phobophobie. Phobophobie ist die sogenannte „Angst vor der Angst“. Wohingegen sich Phobien meist gegen bestimmte Dinge oder Situationen richten, so besteht die Phobophobie selbst aus einer erwartungsbezogenen Angst vor dem Aufkommen von Angstzuständen. Betroffene geraten regelmäßig in innere Spannungszustände, da sie das Eintreten von Angstsymptomen erwarten. Da diese Symptome als höchst bedrohlich und gleichzeitig unvermeidlich empfunden werden, kommt es zu einem sich selbst verstärkenden Reaktionskreislauf, der sich innerhalb kürzester Zeit zu einem intensiven Angstzustand steigern kann.

In Abgrenzung zu anderen Phobien richtet sich die Phobophobie gegen sich selbst. In entsprechenden Situationen deutet der Betroffene jegliche gefühlsbezogenen, körperlichen oder geistigen Regungen daher immer in Bezug auf das Motiv Angst. Entgegen den normalen Mustern der Außenwahrnehmung misst der Erkrankte seinen eigenen Befindlichkeiten ein enormes Maß an Aufmerksamkeit zu und interpretiert diese ausschließlich bezüglich eines Angstpotenzials.

Durch das beständige Eintreten solcher Situationen der Eskalation empfinden Betroffene oftmals immer mehr Lebensbereiche als potenziell gefährlich. Obwohl gerade ein konfrontativer Umgang mit der sich ausbreitenden Angst angezeigt wäre, ziehen sich Phobophobiker dann häufig immer weiter zurück. Hierdurch wird das Problem dann zunehmend fixiert und weiter verstärkt.

Soweit die doch sehr fachliche und nüchterne Erklärung. Zum Thema Angst. Wenn ich so zurückschaue auf meine tiefe Krise, wurde ich von meinen Ängsten beherrscht. Es waren hauptsächlich existenzielle Ängste: Angst vor dem Alleinsein, die Verlustangst und die Versagensangst. Ich war mir selbst nicht gut genug. Selbstvertrauen? In wen denn? In einen Versager, als den ich mich ja fühlte? Das scheitern meiner Ehen, der heute nicht mehr vorhandene Kontakt zu meinen Kindern und Enkeln, die beruflichen Abstürze, ein nicht auf die Reihe bekommen der einfachsten Sachen im „normalen“ Leben …..und und und….! Es will wohl nicht aufhören. Meine Ängste haben sich doch also bestätigt. Waren meine Ängste also doch berechtigt?

Dazu muss man mal in die Evolutionsgeschichte des Menschen schauen. Die Angst ist eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender und Körperkraft aktivierender Schutz- und Überlebensmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahren-situationen ein angemessenes Verhalten einleitet. Angst kann sowohl bewusst als auch unbewusst wirken. Ist die Angstreaktion in Bezug auf die tatsächliche Bedrohungslage inadäquat, spricht man von einer Angststörung. Ist diese Angst an ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation gebunden, spricht man von einer Phobie.

Wie Ihr seht, ist das Ding mit der Angst ein sehr großer Punkt im Thema Depression bzw. psychischen Erkrankungen. Darum möchte ich diesen Beitrag in zwei Teilen bringen. Auf diese hier allgemeinen Erläuterungen zum Thema „Angst“ und „Angst vor der Angst“ werde ich im zweiten Teil weiter eingehen. Ich werde unter anderem aufzeigen, wie sehr die Angst auch körperliche Reaktionen auslösen können, die uns so weit einschränken, das wir auch körperlich „sehr krank“ werden können. Bilden wir uns diese Krankheiten nur ein?

Fortsetzung folgt!